Gestern am späten Nachmittag bin ich an einem Männerstammtisch gelandet. Ja, Olaf, mein ehemaliger Nachbar, der immer noch eine bezahlbare Wohnung sucht, hat mich an den runden Tisch eingeladen und ich muss sagen, das war hochinteressant. Ich dachte immer, es geht an Männerstammtischen um Fußball, korrupte Politiker, die heute-show und vielleicht noch Mario Barth. Aber nein, ich war völlig überrascht, es ging um Männerkleidung. Es ging um Jacken, die schon ziemlich getragen aussehen, die also ihre Halbwertzeit schon längst überschritten haben, die jedoch von ihren Trägern so geliebt werden, dass man sich nicht davon trennen möchte. Oft hängen zuhause schon drei neue, nichtgetragene Jacken im Schrank. Liebe mitleidende Ehefrauen, ihr müsst die alte Jacke von einer anderen Seite betrachten. Sie ist ein Stück des geliebten Mannes, der sie trägt. Und wenn die Beziehung sonst in Ordnung ist….
Nicht in Ordnung ist übrigens meine Beziehung zu der selbsternannten Sprachpolizei. Diese hat jetzt ein neues Opfer gefunden, Udo Lindernberg’s Lied: Sonderzug nach Pankow. In diesem Lied bezeichnet Udo Erich Honecker als Oberindianer. Bei einer Chorveranstaltung haben sich laut WELT „einige Sängerinnen und Sänger, der teils international und multikulturell aufgestellten Chöre mit dem Text des Liedes „nicht wohlgefühlt“. In meiner Welt und in dem gegebenen Sinn des Liedes hat man über so einen Spruch gelacht. In der heutigen Zeit macht man deshalb ein total unnötiges Fass auf und ersetzt das Wort „Oberindianer“ durch „Ober-I***“, und singt das Wort mit langer Betonung auf dem „I“. Ich muss Schluss machen. Ich fühle mich nicht wohl!